Dieser LKW fährt zu schnell beim Abbiegen aus der Columbus- in die Borriesstraße © ADFC Bremerhaven
Rechtsabbiegeunfälle in Bremerhaven
Der kürzliche Abbiegeunfall eines LKW mit Folge eines schwerstverletzten Radfahrers an der Kreuzung Columbusstraße-Borriesstraße rief blankes Entsetzen hervor. Der ADFC Bremerhaven hat eine wichtige Mitursache entdeckt, auf die kaum jemand achtet.
Unfälle beim Rechtsabbiegen von LKWs mit Beteiligung Radfahrender gelten als die folgenschwersten im Straßenverkehr. Eine hohe Anzahl von Toten und Schwerverletzten ist die Folge. Niemand darf davon ausgehen, dass der Fahrzeugführende so etwas billigend in Kauf nimmt. Die Rechtsabbiegesituation gilt als sehr komplex. Der Mensch hinter dem Steuer muss in bis zu 6 verschiedene Spiegel schauen, die Umgebung beobachten und sein schweres Fahrzeug gut um die Kurve bringen. Der elektronische Abbiege- und Bremsassistent steht fast niemandem zur Verfügung. Und trotzdem muss der Fahrzeugführer höchste Vorsicht walten lassen. Wegen der bekanntermaßen gefährlichen Rechtsabbiegesituation hat der Gesetzgeber 2020 verfügt, dass LKWs über 3,5 Tonnen nur mit Schrittgeschwindigkeit nach rechts abbiegen dürfen. Und wie sieht die Wirklichkeit aus? Der ADFC Bremerhaven hat an der besagten Unfallkreuzung 8 Abbiegevorgänge von LKWs gefilmt. Das Ergebnis ist erschreckend: 1x konnte gefilmt werden, wie ein Schwerlaster einem Radfahrer die Vorfahrt nimmt, nur 1x konnte Schrittgeschwindigkeit dokumentiert werden, 1x fraglich. 6 xon 8 Abbiegevorgängen fanden also mit unverantwortbar hohem Tempo statt. Das Tempo ist aber ein wesentliches Moment der Unfallhäufigkeit und Verletzungsschwere. Und das Fehlverhalten wird von der Polizei praktisch nicht sanktioniert. Der ADFC Bremerhaven wird weitere Abbiegevorgänge filmen, um die Aussagekraft zu erhöhen, und mit der Polizei Kontakt aufnehmen, um solche Unfalle möglichst zu verhindern. Für den ADFC gilt die Vision Zero.