Beispielfoto © ADFC Bremerhaven
Zum schweren Radverkehrsunfall auf der Kreuzung Columbus-Borriesstraße
Der Unfall am 26.04.2023 mit dem schwerstverunfallten 41jährigen Radfahrer, der von einem Schwerlaster überrollt wurde, hat große Betroffenheit ausgelöst. Dazu hat der ADFC Bremerhaven die nachfolgende Pressemitteilung verfasst.
Presseerklärung des ADFC Bremerhaven zum Verkehrsunfall am 26.04.23
Der schwere Rechts-Abbiegeunfall an der Kreuzung Columbusstraße/Borriesstraße macht äußerst betroffen. Der ADFC möchte sich angesichts der Tragik an keinen Spekulationen zum Unfallhergang beteiligen. Trotzdem fragt man sich, wie derartige Geschehnisse künftig vermieden werden können. Die in der NZ zitierten Empfehlungen des ADAC greifen zu kurz und sind nur bedingt realitätsgerecht und nützlich. Was soll ein*e Radfahrer*in machen, wenn er/sie an der Kreuzung steht, und es setzt sich ein LKW neben ihn/sie? Mit dem Rad hinter den LKW gehen? Und bei 2 LKW´s?
Der Rat des ADAC bedeutet, dass die Position der Schwächeren (Radfahrer/Fußgänger) im Straßenverkehr noch weiter geschwächt, die der Stärkeren (Kfz) gestärkt wird, und ist somit auch eine Position gegen eine Verkehrswende. Es gibt auch keine Vorfahrt 1. Klasse für den motorisierten und 2. Klasse für den Radverkehr. Die Empfehlung des ADAC in der NZ wurde wahrscheinlich gewählt wurde aus dem Bemühen, durch einen Rat schlimme Abbiegeunfälle stärker zu vermeiden. Der Rat auch nicht ganz verkehrt: Wenn man Gefahr auf sich zukommen sieht, sollte man ihr aus dem Weg gehen. Und wenn Radelnde und LKWs parallel und gleichzeitig abbiegen, sollte die radfahrende Person warten, wenn es auch nur fraglich eng werden könnte.
Der ADFC weist aber darauf hin, dass der tragische Unfall die Dringlichkeit der Einführung des elektronischen Abbiegeassistenten in Kombination mit einem Bremsassistenten verdeutlicht. Die Kontrolle der Außen- und Rückspiegel am LKW ist übrigens kein Rat, sondern Pflicht. Aber Unfallexperten wissen, dass die Beachtung aller Einflussfaktoren während des Rechtsabbiegeprozess für LKW-Fahrer*innen nur schwer zu bewältigen ist. Daher ist die Einführung von Assistenzsystemen dringlicher, als sie aktuell gesetzmäßig vorgesehen ist.
Es gibt auch weitere mögliche Maßnahmen zur Reduzierung von Abbiegeunfällen: z.B. tiefreichende Seiten- und Frontscheiben in LKWs, die den Sichtkontakt verbessern. Eine weitere Möglichkeit ist eine Ampelschaltung mit größerem Zeitvorsprung der Grünschaltung und noch deutlicher vorgezogener Haltelinie für den Radverkehr. Zu guter Letzt gibt es bereits Stimmen, die für schwere LKW ab einer gewissen Tonnage im Stadtverkehr zur Hilfe durch einen speziell geschulten Beifahrer raten.
All diese Maßnahmen tragen zur aktiven Sicherheit bei, d.h. sie sind weitgehend unabhängig von Personen und Situationen. Nötig sind aber auch strengere Kontrollen, ob die gesetzlich vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit beim Abbiegen schwerer LKWs eingehalten wird. Abschließend noch ein Link zu einer Veröffentlichung von Unfallexperten zu Abbiegeunfällen.
Wir wünschen dem Verunfallten, dass er mit möglichst wenig bleibenden Schäden genesen kann.
Dr. Hans Joachim Schmeck-Lindenau
Verkehrspolitischer Sprecher des ADFC Bremerhaven