ADFC Bremerhaven - Probleme vor Ort

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Ortsverein Bremerhaven e. V.

Alptraum für Radfahrende – Kopfsteinpflaster

Kopfsteinpflaster Kaistraße

Kopfsteinpflaster: Ärgernis mit Tradition

Bremerhaven hat noch immer zahlreiche Straßen, deren Oberfläche aus Kopfsteinpflaster besteht. Dazu gehören nicht nur kleine Nebenstraßen, sondern auch wichtige Verkehrsachsen wie Am Wischacker (Nord-Süd-Achse), Kaistraße (Ost-West-Achse) und die Van-Ronzelen-Straße – Teil des überregionalen Weserradwegs.

Für Radfahrende ist das eine tägliche Zumutung: Das unebene Pflaster führt zu starken Vibrationen, die auf Dauer ermüdend und gesundheitlich belastend sind. Was Autofahrende kaum merken, wird auf dem Fahrrad zur Rüttelstrecke.

Bei Nässe entsteht zusätzliche Rutschgefahr, weil die Steine glatt werden und die Bremswirkung abnimmt. Schmale Reifen können zudem in Fugen geraten, wodurch die Kontrolle verloren geht. Auch für Radfahrende mit Gepäck oder empfindlichen Gegenständen ist das problematisch – Schäden sind keine Seltenheit.

Viele meiden daher solche Straßen und weichen auf Gehwege aus. Das ist verständlich, aber nicht erlaubt – und führt zu Konflikten mit Fußgängerinnen und Fußgängern. Kopfsteinpflaster wird so nicht nur zum Komfortproblem, sondern auch zum Sicherheitsrisiko.

geglättetes Kopfsteinpflaster

Wenn Pflaster den Radverkehr ausbremst

Das Kopfsteinpflaster zeigt ein grundlegendes Dilemma: Viele Städte wollen den Radverkehr fördern, scheitern aber an kleinen, alltäglichen Hindernissen. Bremerhaven hat – verkehrsplanerisch betrachtet – ein „Netzbruchsproblem“.

Das Nebenstraßennetz, das eigentlich für ruhigen, sicheren Radverkehr prädestiniert ist, wird durch Kopfsteinpflaster unattraktiv oder gar unbefahrbar. Radfahrende weichen deshalb auf die stark befahrenen Hauptstraßen aus – mit allen Nachteilen: mehr Verkehr, mehr Lärm, mehr Gefahr.

Schon kurze Abschnitte mit schlechtem Belag können ganze Routen unbrauchbar machen. Für Alltagsradlerinnen und -radler, die schnell und bequem ans Ziel kommen möchten, reichen 100 Meter Kopfsteinpflaster, um eine Strecke dauerhaft zu meiden.

So entsteht eine unbewusste Verhaltenslenkung: Wenn die komfortablen Nebenrouten unattraktiv bleiben, zementiert das den Autoverkehr. Der Radverkehr wird zur Ausnahme statt zur Alternative – und die Verkehrswende gerät ins Stocken.

Bremerhaven hat also kein Luxusproblem, sondern ein strukturelles Hindernis, das den Umstieg aufs Rad im Alltag massiv erschwert.

Asphaltband in Kopfsteinpflasterstraßen

Lösungen mit Augenmaß und Mut

Auch mit schmalem Budget lassen sich spürbare Verbesserungen erzielen.

1. Asphaltband-Lösung:
Ein schmales Asphalt- oder Betonband (ca. 1,2 m breit) an der Seite der Straße, das in das Pflaster integriert wird. Die Optik des Pflasters bleibt erhalten, Radfahrende haben eine glatte Fahrspur. Städte wie Hamburg oder Göttingen nutzen diese Methode mit Erfolg.

2. Glättung und punktuelle Sanierung:
Fugen mit Mörtel füllen, unebene Steine absenken oder neu setzen – relativ kostengünstig, aber wirksam für besseren Fahrkomfort.

3. Berliner Pilotprojekt zum Abfräsen im Bestand:
Im März 2025 wurde in Berlin-Tempelhof-Schöneberg am Priesterweg ein Pilotprojekt durchgeführt, bei dem das bestehende Kopfsteinpflaster im Bestand abgefräst wurde – ohne Ausbau der Steine. Die Oberfläche wurde gleichmäßiger, das Fahrgefühl ruhiger, während die historische Pflasterstruktur erhalten blieb.

Fazit:
Bremerhaven könnte hier Vorreiter werden, wenn Verwaltung und Politik Mut zu neuen Verfahren zeigen. Es geht nicht darum, Geschichte zu beseitigen, sondern Mobilität sicher und attraktiv zu gestalten. Kopfsteinpflaster kann schön sein – doch Radverkehr braucht Wege, die Freude machen statt Schmerzen.

Hein Mück kommt rüber, aber der Radverkehr nicht.

Hein Mück kommt rüber - der Radverkehr nicht

Wie kommt man von der Columbusstraße über die Lloydstraße in die Barkhausenstraße? Als Fußgänger über die Ampel. Die ist jetzt mit einer neuen Scheibe mit Hein Mück versehen worden. Und bei “Grün” kommen wir mit Hein Mück zu Fuß über die Straße. Wir gönnen es Hein Mück und auch den Menschen, die dort über die Straße gehen und sich an ihm bei “Grün” erfreuen. Aber wie ist es mit dem Radverkehr an dieser Stelle? Am 25.06.2019 beklagte der ADFC zum ersten Mal, dass dort nichts so geregelt ist, dass der Radverkehr an dieser Stelle der Radverkehr erlaubterweise und sicher über die Lloydstraße kommen kann. Auch 2022 wurde das Thema noch einmal vorgebracht. Aber weder die Politik, noch der Magistrat engagieren sich für eine Lösung - und dass obwohl das Problem gut bekannt ist und die Querung der Lloydstraße für den Radverkehr auf der Bgm-Smidt-Straße nach Norden ebenfalls ungeregelt ist und am Übergang Grimsbystraße zumindest nicht zufriedenstellend. Stattdessen mogelt sich der Radverkehr zusammen mit den Fußgänger*innen bei “Grün” über die Lloydstraße - nicht immer schön für den Fußverkehr, nicht erlaubt für den Radverkehr, wenn es auch toleriert wird. Der ADFC wird sich weiter für eine Radfurt an der Ampel stark machen. Die schlechte Haushaltslage lässt auch an dieser Stelle erst einmal Stillstand erwarten, obwohl sie ja wirklich zentral in der Stadt ist.

Überseehafen: Brückenstraße- Übergang Franziusstraße

Ansicht von der Brückenstraße bis 22.01.25

So war es bis zum 22.01.2025

Seit mindestens 5 Jahren Jahren wurde der Radverkehr stadtein- wärts auf der Franziusstraße anscheinend auf dem linkssei- tigen Radweg auf einem Beid- richtungsradweg. Das Problem war, dass dann aber im Süden, kurz vor der Rickmersstraße gar nichts mehr geregelt war. Denn dort war der Radweg nicht als Beidrich- tungsradweg ausge- schildert und die Ampel an der Rickmersstraße ist nicht für den Radverkehr mit einer Kombi- scheibe eingerichtet. Woran lag das? Ein Rad-Verbotsschild am Übergang Brücken-Franzius- straße war entfernt worden, und niemand hatte sich darum gekümmert. Unser ältestes Foto dieser Stelle ist aus 2020.

So sieht es seit 22.01.25 aus.

So ist es seit dem 22.01.2025

Das Verkehrszeichen 254, das dem Radverkehr die Weiterfahrt stadteinwärts verbietet und jetzt an besagter Stelle wieder angebracht wurde, zwingt jetzt dazu, über die Ampel auf die andere Gehwegseite zu wechseln und dort weiterzuradeln. Das ist einerseits bedauerlich, weil man auf die Ampel warten muss und nun eine dritte Querungsstelle im Überseehafengebiet  für den Radverkehr hat. Andererseits ist jetzt der nicht ungefährliche scheinbare Beidrichtungsrad- /Gehweg auf der Franziusstraße abgeschafft und Klarheit für die Weiterfahrt bis zum Zolltor Roter Sand gesorgt.

So ein Pfeil würde Klarheit schaffen

So wünschen wir es uns,

60.000 Menschen benutzen dies Strecke als Touristen des Weserradwegs, davon die Hälfte als Tagesausflügler aus Bremerhaven und Umgebung. Wir hätten uns gewünscht, dass auf die neue wiederhergestellte Regelung mit einem kleinen Hinweisschild hingewiesen wird. Ein solches Schild gibt es seit langer Zeit in der Straße am Erzhafen. Aber die Straßenverkehrsbehörde der Stadt Bremen, die ja für den Überseehafenbereich zuständig ist, lehnt das an dieser Stelle ab unter Hinweis darauf, dass es sich bei dem Schild nicht um ein Schild gemäß der Straßenverkehrsordnung handelt. Man kann nur schwer verstehen, dass an 2 Stellen, die einen guten Kilometer entfernt sind, unterschiedlich beschildert wird.

Überseehafen - der große Wurf blieb aus

Widersprüchliche Schilder, Markierung und Färbung

Vor 4 Jahren wurde überlegt, deutliche Verbesserungen für den Radverkehr im Überseehafen zu erzielen. Im Herbst 2023 wurden dann endlich Veränderungen vorgenommen. Man kann durchaus erkennen, dass der Straßenbaulastträger Bremenports etwas verbessern wollte: Das Radverbotsschild an der Fahrbahn zu Beginn von Am Erzhafen, macht auch dem Letzten klar wird, wie gefährlich es auf der Fahrbahn mit dem Rad ist. Die Rotfärbung von zwei Radfurten an der Senator-Borttscheller-Straße war nach unserer Einschätzung aber eher gefährlich als hilfreich. Sie verstießen auch gegen entsprechende Richtlinien und Empfehlungen (RASt06 und ERA). 2024 hat das Amt für Straßen und Verkehr aus Bremen, das für diese Strecke verantwortlich ist, auf unser Drängen hin die Überfahrten wieder entfärben lassen Denn der Radverkehr muss gemäß den aufgestellten Verkehrszeichen an den beiden ersten südwestlichen Furten die Vorfahrt achten. Damit ist eine Gefahrenstelle entschärft. Unverständlich nur, dass an zwei der drei Furten tatsächlich dem Radverkehr keine Vorfahrt gewährt wird, an der dritten aber wohl.

Neue Farbe, alte Schilder, gleiche Enge

Die Rotfärbungen der Fahrradfurten Am Erzhafen sind gut, allerdings gab es dort nie Unfälle. Unfälle gab es dort aber durch die Enge des Beidrichtungs-Fuß-Radweg, nämlich zum Beispiel durch Kollisionen beim Überholen auf dem engen Radweg. Daran ändert auch die Anbringung von weiß-roten Reflektoren an den Laternenmasten Am Erzhafen nichts. Die Gelbfärbung der gefährlichen Gleispassage am Nordhafen ist sicher gut. Die gefährlichen Stürze verhindern sie aber nicht. 2023 gab 3 weitere polizeibekannte Unfälle. Die von uns empfohlenen Warnschilder vor Sturz über Gleise hat man nicht aufgestellt, sondern es bei dem zwar offiziellen, aber inhaltlosen Z 112 „Unebene Fahrbahn“ belassen. Die Enge der markierten Radpassage lässt ehrlicherweise eine Begegnung von Radfahrenden nicht zu. Wir hatten empfohlen, den Zaun zum Hafen einen Meter zurückzunehmen, um mehr Platz zu bekommen für eine senkrechte Passage über die Gleise. Natürlich hätte das durch die Veränderung der Grundstücks- / Nutzungsverhältnisse einen großen Bürokratieaufwand bedeutet.

Auch sonst bleibt es beim Klein-Klein

Unverändert ungeregelt bleibt auch das Verlassen der Franziusstraße in Richtung Bürgermeister-Smidt, Barkhausen- oder Rickmersstraße. Alle Signalanlagen sind nur für Fußgänger eingerichtet, obwohl man mit dem Rad bis zur Kreuzung auf dem Gehweg (Radfahrer frei) fahren muss, weil eine Querung auf die andere Straßenseite nicht geregelt ist., wie von uns dringend eingefordert. Insgesamt ist der große Wurf einer Förderung der Sicherheit und des Komforts für den Radverkehr im Hafen ausgeblieben, wohl auch, weil die Mittel dafür nicht bewilligt wurden. Auch die von uns vorgeschlagene Lösung an den Gate-Häusern, durch die die doppelte Überquerung durch den Radverkehr vermieden worden wäre, wurde nicht umgesetzt, von einem Radweg zu beiden Seiten von Am Erzhafen bis zu Beginn der Senator-Borttscheller-Straße ganz zu schweigen.

Supermarktausfahrten Elbestraße 93 / 95

So schlecht war die Sicht aus dem Auto auf den Radweg

Stark eingeschränkter Blick aus dem Auto auf den Radweg

Wer kennt diese Problemstelle nicht: Die Supermarktausfahrten an der Elbestraße. Laut Bundesunfallatlas und den Unfallberichten der Ortspolizei gab es dort seit 2016 mindestens 16 Unfälle, meist mit Verletzten.  - und das, obwohl dort bereits ein Stopp-Schild für den Autoverkehr steht und der Gehweg (Radfahrer frei) rot gepflastert ist.

Gebüsch und Bäume versperren die Sicht

Was bisher niemandem aufgefallen war, aber der ADFC zur Sprache gebracht hat: Büsche und Astwerk von Bäumen verhindern für Autofahrende den Blick insbesondere auf Radfahrende aus Richtung Süden. Nach mehrfacher Intervention des ADFC bei Polizei und Gartenbauamt erfolgte jetzt ein Rückschnitt der sichtversperrenden Gewächse.

Bessere Sicht nach Schnitt des Gebüschs

Hier erkennt man gut, wie sich die Sicht nach Schnitt von Gebüsch und unterem Astwerk der Bäume verbessert hat. Der ADFC wird künftig darauf achten, dass das sog. Sichtfenster frei bleibt. Sollte die Zahl der Unfälle trotzdem nicht zurückgehen, wäre zusätzlich eine Markierung mit Fahrradpiktogrammen und Doppelrichtungspfeilen möglich.

Ranking Fahrradabstellanlagen in Bremerhaven an Supermärkten und Co

Stadt der kurzen Wege - ein modernes Schlagwort für eine Stadt, die viele Strecken zu Fuß oder mit dem Rad erledigen läßt. Dazu gehört auch, dass z.B. nicht nur die Parkplätze vor Supermärkten super sind, sondern auch die Fahrradabstellanlagen. Das wird der ADFC Bremerhaven in den nächsten Monaten untersuchen und ein Ranking erstellen bezüglich der Güte dieser Anlagen. sind sie überdacht? Gibt es genug? Gibt es dort Fahrradbügel oder wird immer noch der gute alte Felgenknicker verwendet. Der bringt viele Probleme mit sich: mangelnde Stabilität, wenn das Fahrrad angestoßen oder einseitig mit einer Satteltasche beladen wird, mangelnder Schutz vor Diebstahl, wie das Foto zeigt. Aber gibt noch ein Problem: Bei Fahrrädern mit Scheibenbremsen können die Scheiben Schaden am Fahrradständer nehmen. All das werden wir beurteilen und am Schluss der Öffentlichkeit präsentieren.

Ampelschaltungen

Ampelschaltungen bremsen Radfahrende aus

Statt Verbesserungen des fließenden Radverkehrs ungünstige, behindernde und zeitraubende  Ampelschaltungen für Radfahrende

Wer sich viel mit dem Rad durch die Stadt bewegt, kennt das gut: eine rote Ampel folgt der anderen. Das Stop-and-Go für Radfahrende hat vor allem damit zu tun, dass die gesamte städtische Infrastruktur auf den Autoverkehr ausgelegt ist – und ebenso auch die Ampelschaltungen. Ohne das ständige Anhalten an Ampeln wäre man in der Stadt noch schneller auf dem Rad unterwegs.

Das Hauptproblem: Überproportional lange Wartezeiten an Ampeln beim Überqueren von Straßen und doppelte Wartezeiten beim indirekten Linksabbiegen.

Wenn es vereinzelt bereits Verbesserungen gibt, sind aber in Bremerhaven immer noch viel zu viele Ampeln für Radfahrende und Fußgänger gleichgeschaltet. Um eine zweispurige Straße zu überqueren, benötigen Radfahrer nur etwa 2 Sekunden, müssen aber häufig schon 20 und mehr Sekunden früher anhalten als die Autofahrer und erheblich länger auf die nächste Grünphase warten.

Straßenbreite 12 mkm/hDauer Sek.
Fahrrad162,7
Pedelec251,7
PKW 30 km/h301,4
PKW 50 km/h500,9
Fußgänger410,8

Diese Tabelle zeigt auf, wie lange die unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer für das Überqueren einer Straße benötigen. Pedelec-Fahrerende benötigen nur 1-2 Sekunden mehr als PKW's mit 50 km/h Geschwindigkeit, müssen sich aber an die langen Rotphasen der Fußgängerampeln halten.

Die Ampelschaltungen bewirken auch deutlich höhere Zeitaufwand beim indirekten Linksabbiegen.

Grundsätzlich dürfen Radfahrende wählen, ob sie direkt nach links abbiegen oder ob sie dies indirekt tun wollen. Doch welcher Radfahrende setzt sich der Gefahr aus, auf den Hauptverkehrsstraßen in den fließenden Verkehr einzufädeln, um dann links abzubiegen?

Beim indirekten Linksabbiegen bleibt der Radfahrende zunächst rechts und überquert die Kreuzung oder Einmündung. Anschließend biegt er dann nach links ab. Der Radfahrende überquert dabei also zwei Fahrbahnen jeweils geradeaus. Das bedeutet für Radfahrer und Radfahrerinnen doppelte und unnötig lange Wartezeiten die auch durch die Zusammenlegung mit den Fußgängern verursacht wird.
 

Wird es im künftigen Werftquartier genug Fahrradstellplätze geben? Oder könnte das Stellplatzortsgesetz das verhindern?

Das obige Bild  mit hängenden Gärten (Copyright Cobe Copenhagen) soll verdeutlichen, wie es im Werftquartier aussehen soll. Ein eigens dafür geschaffenes Mobilitätskonzept will wegen der Nähe zur Innenstadt und zum Bahnhof den Rad- und Fußverkehr fördern, den Autoverkehr dagegen reduzieren. Das Konzept sieht nur 0,4-0.6 Autostellplätze pro Wohneinheit statt wie sonst üblich 1,0 vor. Das ist eine gute Sache. Entsprechend sind auch die vorgesehenen Quartiersgaragen ausgelegt. Das Bremerhavener Stellplatzortsgesetz sieht aber nur 1 (in Worten: einen) Fahrradstellplatz pro Wohnung bis 60m² und zwei Fahrradstellplätze pro Wohnung über 60 m² vor. In einer 60 m² großen Wohnung wohnen  allerdings oft 2 Menschen, und die haben manchmal sogar zusammen mehr als 2 Fahrräder. Und in einer 100 m² großen Wohnung wohnen oft 4 Menschen. Das entsprechende Gesetz aus dem Jahr 2013 sieht aber für Wohnung über 60 m² nur 2 Fahrradstellplätze dafür vor. Und was ist mit Lastenfahrrädern und Fahrradanhängern? Wenn man die strukturellen Voraussetzungen schaffen will, um eine Verkehrswende hin zu einer klima- und aufenthaltsfreundlichen Mobilitäts zu erzielen, müssen auch die rechtlichen Grundlagen entsprechend stimmig sein. Von daher ist eine Modernisierung des Bremerhavener Stellplatzortsgesetzes dringend geboten. Dies sollte auch für allen Neubauten an anderer Stelle in der Seestadt gelten. Denn das jetzige Gesetz läßr, zumindest was Fahrradstellplätze angeht, Bremerhaven im Vergleich zu anderen Städten schlecht dastehen.

Vergleich der Fahrrad-Stellplatzverordnung anderer Städte mit Bremerhaven

Im Vergleich mit anderen Städten ist die gesetzlich verordnete Mindestzahl von Fahrrad-Stellplätzen in Bremerhaven zumeist geringer. Nicht nur für das Werftquartier, sondern für alle Neubauten oder wesentliche Umbauten älterer Gebäude in der Seestadt sollte eine höhere Zahl von geschützten Fahrradstellplätzen vorgeschrieben werden. Dies ist erforderlich, um die Verkehrswende zu unterstützen, sich der Realität von mehr als 70 Millionen Fahrrädern in der Bundesrepublik anzupassen und die Bewohner:innen von Wohnungen mehr vor Diebstahl zu schützen. Auch die vorgeschriebene Größe eines Fahrradabstellplatzes in Bremerhaven mit 1 m² ist nicht realitätsgerecht. Auch sollte es erleichtert werden, Lastenräder und Kinderanhänger sicher und geschützt unterzubringen. Hier könnte das Werftquartier ein Vorreiter werden. Aber ohne solide rechtliche Grundlage geht das kaum. Das alte Stellplatzortsgesetz von 2013 genügt den heutigen Erfordernissen nicht mehr und bedarf dringend einer Reformierung.

Radwegblockade Hafenstraße

Radwegblockaden durch Kraftfahrzeuge - Man kann sich wehren !

Die häufigsten Klagen von Radfahrer*innen betreffen blockierte Radwege. Aber man muss es nicht nur hinnehmen. Man kann sich wehren. Und das geht so: Man macht ein aussagekräftiges Foto des blockierenden Fahrzeugs mit erkennbarem Kennzeichen darauf und schickt es an folgende Mailadresse der Polizei: ihrhinweis [at] polizei.bremerhaven.de . Dazu gibt man Datum, Uhrzeit und Straße/Ort der fotografierten Situation an. Die Polizei prüft, ob eine Ordnungswidrigkeit vorliegt und sendet im Falle der Bestätigung das Foto an das Ordnungsamt. Dieses schickt dem Fahrzeughalter dann einen Bußgeldbescheid. Hat man die Zeit zu warten, bis man neben dem blockierenden Fahrzeug einen ausweichenede*n Radfahrer*in aufs Foto bekommt, fällt die Strafe wegen nachgewiesener Behinderung höher aus. Natürlich kann man in der Mail auch angeben, dass man selbst behindert wurde, das kann aber dazu führen, daß man eine Zeugenaussage machen muss. Auch Fußgänger können solche Blockaden fotografieren und der Polizei schicken. Der ADFC macht im Monat Mai 2023 eine Aktion, um zu überprüfen, wieviele Meldungen auch wirklich zu einem Bußgeldbescheid führen. Näheres unter dem Kapitel Kampagnen und in unserem neuesten Newsletter vom MAi 2023. Also: Wer  will, dass sich etwas ändert, darf sich nicht nur ärgern, sondern muss auch aktiv werden. Wer an der Aktion des ADFC teilnehmen möchte, kann sich bei uns melden.
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Radwegweiser, Pflege
Verrotteter Radwegweiser auf der Freizeitroute Ost, kein Einzelfall © ADFC Bremerhaven

Radwegweiser in der Stadt: Besserung in (langer?) Aussicht

In Bremerhaven gibt es nur ein sehr inkomplett implementiertes und nicht gepflegtes Radwegweisersystem für die sogenannten Freizeitrouten. Die Verantwortlichkeiten sind schwer zu überblicken: Freizeitroute West, -Ost und Hafenroute liegen in der Verantwortung des Amtes für Straßen- und Brückenbau. Die Verantwortung für die anderen Freizeitrouten liegt bei "Erlebnis Bremerhaven". Im Augenblick werden die Wegweiser, die in Verantwortung von "Erlebnis Bremerhaven" sind, z.T. erneuert, z.T. erstmals neu aufgestellt, wie z.B. längs der Wasser-, Wind- und Wiesen-Route. An anderen Freizeitrouten sind sie oft durch die Sonne verblichen, defekt oder ungepflegt. Eine  regelmäßige Kontrolle und Pflege der Wegweiser findet bisher nicht statt.

Ein Wegweisungssystem für den Alltagradverkehr fehlt noch völlig. Wie komme ich vom Bahnhof zur Innenstadt? Oder zur Hochschule? Wie von der Innenstadt zum Klinikum Bremerhaven oder zu den Stadthäusern? Es gibt keinerlei Hinweise, geschweige denn Entfernungsangaben. Jeder Ortsunkundige hat es schwer und ist auf eine Navigationssoftware angewiesen, was beim Radeln in einer fremden Großstadt nicht unproblematisch ist. Das Projekt der Ausschilderung für den Alltagsradverkehr ist aber in Arbeit, zur Zeit in der Planungsphase durch das Stadtplanungsamt. Nach dem Abschluß folgt dann natürlich noch die Ausführung, vermutlich wird die aber noch sehr lange (Jahre?) dauern. Ein fehlendes Wegweisungssystem ist übrigens auch keine gute Voraussetzung für ein Bike-Sharing-System, das ja in der Stadt ebenfalls bisher fehlt.

Fußgängerzonenfreigabe für den Radverkehr liberalisiert

Von 22.00 Uhr bis 10.00 Uhr durfte bis März 2021 die Fußgängerzone von Radfahrer*innen benutzt werden. Still und ohne viel Tamtam wurde die Bitte des ADFC erfüllt, doch wenigstens für die erste und letzte Einkaufsstunde die Fußgängerzone für den Radverkehr zu öffnen, also von 18.00 Uhr bis 11.00 Uhr. Klagen hat es bisher keine gegeben. Früher hate der ADFC für eine völlige Freigabe der Fußgängerzone plädiert. Jetzt vertritt er einen anderen Standpunkt: Nachdem die Fahrradstraße in der Innenstadt geschaffen wurde, stellt diese eine gute Alternative dar und dient der Entflechtung von Fuß- und Radverkehr. Die vielen Querstraßen erlauben, dass man an vielen Stellen zur Fußgängerzone kommt. Durch Veränderungen in der Fußgängerzone würde auch eine ganztägige Freigabe mehr Konflikte zwischen  Zufußgehenden und Radfahrenden hervorrufen. Die Problemstellen sind der Fischpavillion, wo es nur wenig Platz für Rad- und Fußverkehr nebeneinander gibt, die aufgemalten Kinderspielbereiche, die sich über die ganze Breite der Fußgängerzone erstrecken und die Wasserspiele vor der Keilstraße. Spannend wird es noch einmal, wenn das Karstadt-Gebäude abgerissen wird. Dann könnte man die durchgehende Straße "Am Alten Hafen"  für den Fahrrad-Beidrichtungsverkehr freigeben und so den Radverkehr von der Columbusstraße in einen geschützten Bereich abseits des lauten und abgasbelasteten Autoverkehrs bringen.

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