Fahrradklimatest 2024 - Ergebnisse für Bremerhaven
Nach langer Zeit hat Bremerhaven eine merklich bessere Beurteilung im Fahrradklimatest bekommen. Trotzdem müssen die Bemühungen für eine verbesserte Fahrradinfrastruktur weiter anhalten.
Aus dem Sumpf ins untere Mittelfeld
Erstmals ist Bremerhaven im Fahrradklimatest unter den Städten zwischen 100.000 und 200.000 Einwohnern von einem der untersten Plätze auf Platz 30 von 42 Städten vorgerückt und so im unteren Mittelfeld gelandet. Das ist noch nicht gut, wie die Gesamtnote von 4,18 zeigt (Durchschnittsnote 4,01), aber deutlich besser als 4,4 in 2022 und 2020.
Wo ist es gut gelaufen?
Erstmals gelang es Bremerhaven in einigen Kategorie über dem Durchschnitt aller mittleren Großstädte zu liegen. Es handelt sich um die Kategorien: „Radfahren für Jung und Alt“, „Fahrradförderung in jüngster Zeit“, „Konflikte mit Fußgängern“, „Häufigkeit von Fahrraddiebstählen“ und „Bedeutung des Radverkehrs“. Am markantesten ist die Kategorie „Fahrradförderung in jüngster Zeit“, in der Bremerhaven Platz 14 aller Großstädte gleicher Größe und einen beachtlichen 28. Platz unter den allen 84 Großstädten in Deutschland belegte. Hier schlagen sich die Investitionen und Anstrengungen, die die Stadt in den letzten Jahren unternommen hat, deutlich nieder und sind in der Öffentlichkeit auch so wahrgenommen worden. Die Minderung der Fahrraddiebstähle ist möglichweise auf die erhebliche Zunahme von aufgestellten Fahrradbügeln zurückzuführen.
Wo war die Beurteilung schlecht?
Am schlechtesten wurde der Winterdienst auf Radwegen beurteilt mit einer glatten 5, dies wohl noch unter dem Eindruck der vergangenen Jahre. Der neu geschaffene Winterdienst hatte noch keine Gelegenheit, sich zu beweisen. Mit 4,9 wurden die Breite der Radwege und fehlende bevorzugte Ampelschaltungen für Radfahrer bemängelt, ähnlich schlecht (4,8) die Falschparkerkontrollen, die Oberflächen vieler Radwege und die Möglichkeit der Fahrradmitnahme im öffentlichen Personennahverkehr. Ebenfalls schlecht beurteilt wurde das Fahren im Mischverkehr bzw. das Miteinander mit Kraftfahrzeugen (4,7), was sich mit den Ergebnissen des Problemmelders des ADFC deckt. Völlig zu Recht wird die mangelhafte Führung des Radverkehrs an Baustellen beklagt. Ganz erheblich unter dem Durchschnitt und schlecht benotet wurde die Werbung für den Radverkehr in der Stadt. Hier klagt der ADFC seit Jahren über fehlende Marketingkampagnen ebenso wie über fehlende Rücksichtskampagnen. Zwar nicht schlecht benotet, aber deutlich unter dem Durchschnitt liegt die Radwegweisung und die Öffnung von Einbahnstraßen. Die Radwegweisung wird im Augenblick für die Stadt völlig neu geplant. Die Kritik an der unzureichenden Öffnung von Einbahnstraßen wäre noch deutlicher ausgefallen, wenn die Rücknahme der Öffnung in der Bülken-, Neumarkt – und Schifferstraßa schon während der Befragung erfolgt wäre.
Miteinander im Verkehr
In der Zusatzbefragung zum Thema „Miteinander im Verkehr“ belegte Bremerhaven nur den 37. von 42 Plätzen und lag in allen Einzelfragen unter dem Durchschnitt. Besonders schlecht schnitten die Schwerpunkte „Werbung für Rücksicht“ und „Vision Zero“ (das Bemühen um Senkung von schweren Verletzungen und Todesfällen im Radverkehr) ab. Passend dazu sind die dem ADFC gemeldeten Klagen über aggressives Verhalten von Autofahrenden mit Weghupen, Beschimpfungen, Bedrängung und Nötigung. Hier würde sich der ADFC eine Rücksichtskampagne für die schwächeren Verkehrsteilnehmer – eben auch Fußgänger und Fußgängerinnen, Ältere und Kinder wünschen. Da zeigt die Stadt leider noch kein Profil.
Fazit
Erstmals hat sich die Position Bremerhavens im Fahrradklimatest deutlich verbessert. Dies betrifft besonders die Fahrradförderung, aber letztlich fast alle Bereiche in unterschiedlicher Stärke. Um diese zugegebenermaßen mäßige Positionierung weiter zu verbessern und damit in den Bereich eines guten Mittelfeldes unter vergleichbaren Städten zu kommen, bedarf es auch künftig deutlicher finanzieller und inhaltlicher Anstrengungen. Negativ fiel Bremerhaven bei Werbung für den Radverkehr und rücksichtsvollem Umgang der Verkehrsteilnehmer miteinander auf.
Koblenz zeigt, wie es gehen kann: 2020 auf Rang 39, 2022 auf Rang 29, 2024 auf Rang 16.