Bremerhaven - Fahrradstadt mit wenig Gesicht?
Andere Städte bekennen sich offen dazu, dass sie den Radverkehr fördern wollen. Dazu gehört mehr, als nur einige Fahrradwege zu verbessern oder Fahrradstraßen einzurichten. Bremerhaven war in dieser Hinsicht bisher gesichtslos.
Bremerhaven - Fahrradstadt mit wenig Gesicht
Andere Städte bewerben den Radverkehr aktiv. Sie zeigen in Marketing-Aktionen, dass sie sich eine Förderung des Radverkehrs wünschen. Um weniger Autos in der Stadt zu haben, um die Gesundheit ihrer Bewohner zu fördern, um einen Beitrag zur Verkehrswende und zum Klimaschutz zu betreiben. Deswegen sind sie z.B. Mitglieder in der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte und Kommunen, bemühen sich um das Prädikat als fahrradfreundliche Stadt, erwerben das Zertfikat "Fahrradfreundlicher Arbeitgeber", fördern das Jobbike, zeigen vor allen Dingen nach außen in Plakataktionen und Kampagnen, wo sie stehen, und geben teilweise sogar an, wo sie hinmöchten, nämlich z.B. den Radverkehrsanteil um xx Prozent steigern. Dazu gehören auch Rücksichtskampagnen, die für ein Stadtklima sorgen wollen, in dem sich Fußgänger, Radfahrer*innen und Autofahrer*innen wohl fühlen. Die angefügte pdf-Datei zeigt, wie so etwas in anderen Städten läuft. Nichts davon in Bremerhaven. Der ADFC ist mit verschiedensten Ideen an die Stadt herangetreten, keine wurde umgesetzt: Beitritt in die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen Niedersachsen/Bremen: nein. Umsetzung des Projekts Fahrradfreundlicher Arbeitgeber: nichts. Öffnung des TVÖD für das Jobbike: nichts. Zwar war es nicht die Stadt, die das verhindert hat, sondern der Personalrat. Aber die Politik bezieht keine Stellung. Klare Vorgaben für eine Steigerung des Radverkehrsanteils am Gesamtanteil: keine Äußerungen. Kooperation mit den Umlandgemeinden zur Verbesserung der stadtgrenezen-übergreifenden Radinfrastruktur: keine Initiative trotz über 24000 Einpendlern/Tag. Irgendeine städtische Kampagne für die Förderung des Radverkehrs: Ja, das Stadtradeln. Allerdings ist der Anteil der Parlamentarier, die am Stadtradeln teilnehmen, bedauernswert gering. Der ADFC wünscht sich, dass die regierende Kommunalpolitik bezüglich der Stadt als Klima- und Fahrradstadt mehr Gesicht zeigt und gerne auch Vorbildfunktion ausübt. Auf der Info-Website der Stadt bremerhaven.de ist der Radverkehr der Stadt keinen einzigen Satz wert. Stimmt nicht ganz: Man findet dort Hinweise auf den Runden Tisch Radverkehr von 2009 und das Radverkehrskonzept von 2014. Ein Schelm der dabei Böses denkt..... Immerhin hat die Stadt von 3 ganz besonderen Alleinstellungsmerkmalen eines verloren: Bremerhaven ist die einzige Großstadt in Niedersachsen/Bremen, die nicht der Arbeitsgmeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen (AGFK) abgehört. Es ist die einzige Stadt in ganz Norddeutschland, in der es bisher keine Lastenradförderungskampagne gegeben hat. Bis Januar 2023 war es auch eine der wenigen Großstädte Deutschlands ohne Fahrradstraße. Aber da hat sich was geändert. Also: Nur noch 2 Alleinstellungsmerkmale!!