Radfahren in Bremerhavens Fußgängerzone
Immer wieder kommt die Diskussion auf, ob die Fußgängerzone in Bremerhaven für den Radverkehr freigegeben werden soll. Der ADFC Bremerhaven steht dem trotz mancher Gründe dafür skeptisch gegenüber.
Noch vor wenigen Jahren hat der ADFC für die komplette Freigabe der Fußgängerzone für den Radverkehr plädiert. Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass Fußgängerzonen, wenn eben möglich, für den Radverkehr freigegeben werden sollten, wie es in zahlreichen Städten auch der Fall ist. Aber mittlerweile müssen wir viele Argumente anerkennen, die dagegen sprechen. Die rechtliche Lage: Die Einrichtung separater Radwege und Radwegmarkierungen sind in Fußgängerzonen nicht erlaubt, wohl aber eine gewisse optische Kanalisierung des Radverkehrs z.B. durch eine besondere Oberfläche. Fußgänger haben absolute Vorfahrt, Radfahrende sind nur Gäste. Bei bis zu 100 Zufußgehenden pro Meter Breite der Zone und Stunde gibt es meist keine Probleme, aber über 200 Fußgänger*innen/m Breite ist es äußerst problematisch.
Problematisch ist diesbezüglich der ehemalige Abelmann-Pavillon vor dem Hanse-Carrée. Dort läßt die in- und Ausgangsseite keinen Radverkehr zu. Auf der gegenüberliegenden Seite ist es sehr eng. Weitere potentiell ungünstige Interaktionen zwischen Zufußgehenden und Radfahrenden gibt es durch spielende Kinder und Enge am Werftbrunnen und den Wasserspielen sowie im Bereich der beiden über die ganze Breite aufgemalten Spielbereiche. Es gibt einen sehr gutes Handbuch zur Freigabe von Fußgängerzonen für den Radverkehr von der Hochschule Erfurt. Diese hatte unter anderem mit Videoaufnahme herausgefunden, dass sich Fußgänger, die mit weniger als 1,5 m Abstand von hinten überholt werden, stark erschrecken. Daher müssen vor neuer Freigabe von Fußgängerzonen für den Radverkehr erhebliche Rücksichtskampagnen und Öffentlichkeitsinformationsmaßnahmen sowie zu Beginn und im weiteren Verlauf behördliche Kontrollen erfolgen. All das ist in Bremerhaven nicht möglich. Die Stadt gibt kein Geld für Rücksichtskampagnen aus, die Information der Öffentlichkeit ist durch die abnehmende Bedeutung der Printmedien und die sehr stark veraltete Web-Präsentation der Stadt kaum gegeben. Und Polizei und Ordnungsamt haben kein Personal für Kontrollen. Und so bleibt es dabei, dass die Fußgängerzone nur in der ersten und letzten Einkaufsstunde für den Radverkehr freigegeben ist. Durch bessere Radverbindungen über die Fahrradstraße und hoffentlich denmächst die Straße "Am Alten Hafen" wird das einigermaßen kompensiert.